In einem Artikel – ich glaube es war im Spiegel Online – las ich dieser Tage eine gar verblüffende Argumentation, die mich mächtig schmunzeln ließ. Sie ging in etwa so: die Borussia habe (unter anderem) deshalb so eine tolle Heimserie hingelegt, weil die Gegner zu Hause so leichte waren, während die Mannschaft auswärts hingegen schwach und nicht mutig genug aufgetreten sei (der Verweis auf die Stärke der Gegner fehlte hier). Rechne man dies nun auf die Rückrunde hoch, ergebe sich daraus ein Programm mit ungleich schwereren Gegnern zu Hause, gepaart (natürlich) mit der gleichen Auswärtsschwäche, an der man dringend arbeiten müsse.
Ungeachtet dessen, dass man leicht einen Knoten ins Hirn bekommt, wenn man versucht, dieser Logik zu folgen, knüpfte die Argumentation doch an eine Tatsache an – dass nämlich unsere Heimgegner tatsächlich eher vom unteren Ende der Hinrundentabelle kamen, während wir alle Top-Clubs auswärts schon hinter uns haben.
Und weil ich zum einen gerne mit Zahlen spiele und zum anderen selbige gerne in Grafiken darstelle, wollte ich mir doch einmal visualisieren, wie einfach denn nun tatsächlich unsere Heimspiele im Vergleich zu den anderen Clubs der Liga waren.
Ein halbes Dutzend Formeln und Diagramme später kam ich mit dieser Darstellung heraus, die es meiner Ansicht nach ganz hübsch auf den Punkt bringt.
Auf der horizontalen Achse sind die Punktzahlen abgetragen, die die Heimgegner am Ende der Hinrunde gesammelt hatten. Wir stehen ganz links, unsere Heimgegner haben es in der Hinrunde im Schnitt auf 18 Punkte gebracht. Man sieht schnell, das ist deutlich unterhalb des Durchschnitts (23,3), wir hatten also tatsächlich die „einfachsten“ Heimspiele. Vergleichbar ist nur noch RB Leipzig, die ähnlich schwache Gegner hatten (19,1 Punkte).
Man könnte also schlussfolgern, dass es wohl keine Kunst war, zu Hause so erfolgreich zu spielen. Man kann natürlich auch schlussfolgern, dass alle diese Gegner mehr Punkte hätten, wenn sie gegen uns was gerissen hätten. Haben sie aber nicht. Oder man kann schlussfolgern, dass wir uns – Stand jetzt – auf außergewöhnlich „einfache“ Auswärtsspiele in der Rückrunde freuen dürfen. Das klingt doch vielversprechend.
Auf der vertikalen Achse sind die Durchschnittspunkte abgetragen, die alle Teams in ihren Heimspielen geholt haben. Wir stehen ganz oben mit der Maximalausbeute von 3 (in Worten: DREI) Punkten pro Heimspiel. Leipzig hat ebenfalls viel herausgeholt mit 2,6 Punkten pro Heimspiel. Bemerkenswert hier ist Dortmund im oberen rechten Quadranten. Ihre Gegner zu Hause waren überdurchschnittlich schwierig, dennoch haben sie mit 2,8 Punkten phänomenal abgeschnitten. Aber nun ja, um herauszufinden, dass Dortmund eine brilliante Hinrunde gespielt hat, braucht es keine Grafik.
Ein bisschen Sorgen bereitet mir der „Club“ in dieser Grafik. Sie hatten das drittleichteste Heimprogramm, mit Stuttgart, Hannover und Düsseldorf hatten sie schon drei direkte Gegner aus der Abstiegszone zu Gast. Daraus die drittschlechteste Punktausbeute zu holen, lässt nichts Gutes erwarten.
Ebenfalls bemerkenswert finde ich auch den VfL Wolfsburg, der das schwierigste Heimprogramm hatte. Die aktuellen Top 4 der Liga waren schon zu Gast. Daraus mit einer knapp durchschnittlichen Heimpunktzahl von 1,3 hervorzugehen, muss man auch erst mal schaffen.
Für die Auswärtsspiele ergibt sich eine leicht, aber nicht ganz spiegelbildliche Grafik, in der man sieht, dass Leipzig und wir uns ähnlich mittelmäßig gegen schwere Auswärtsgegner geschlagen haben, während der FCN das schwerste Programm hatte und entsprechend untergegangen ist. Die beste Bilanz hier hat der FC Bayern. Vermutlich weil er noch nicht auswärts gegen uns ran musste.
Das Fazit? Ja, unsere Heimspiele waren leicht in der Hinrunde, aber unsere Bilanz bleibt überragend. Und am Ende der Saison werden wir gegen jedes Team einmal daheim und einmal auswärts gespielt haben. Der Spielplan wird nicht schuld sein, wenn es für Europa nicht reicht.