Ein subjektiver Blick zurück

Ein subjektiver Blick zurück

Drei Mann sind ein Verein, dreimal sind eine Tradition. So hab ich das gelernt. Also begründe ich dieses Jahr eine Tradition, indem ich zum dritten Mal versuche, meine Gedanken zur Hinrunde zu sammeln und mittels Verschriftlichung etwas Struktur in die gedankliche Loseblattsammlung zu bekommen, die diese Saison immer noch für mich ist.

Dieses Mal möchte ich mich dabei an bestimmten Spielszenen entlang arbeiten, die mir entweder als „magische Momente“ im Gedächtnis haften geblieben sind oder die stellvertretend für bestimmte Themen stehen, die meine Erinnerung an die Hinrunde prägen. „Ein subjektiver Blick zurück“ weiterlesen

Zahlenspielereien

In einem Artikel – ich glaube es war im Spiegel Online – las ich dieser Tage eine gar verblüffende Argumentation, die mich mächtig schmunzeln ließ. Sie ging in etwa so: die Borussia habe (unter anderem) deshalb so eine tolle Heimserie hingelegt, weil die Gegner zu Hause so leichte waren, während die Mannschaft auswärts hingegen schwach und nicht mutig genug aufgetreten sei (der Verweis auf die Stärke der Gegner fehlte hier). Rechne man dies nun auf die Rückrunde hoch, ergebe sich daraus ein Programm mit ungleich schwereren Gegnern zu Hause, gepaart (natürlich) mit der gleichen Auswärtsschwäche, an der man dringend arbeiten müsse.

Ungeachtet dessen, dass man leicht einen Knoten ins Hirn bekommt, wenn man versucht, dieser Logik zu folgen, knüpfte die Argumentation doch an eine Tatsache an – dass nämlich unsere Heimgegner tatsächlich eher vom unteren Ende der Hinrundentabelle kamen, während wir alle Top-Clubs auswärts schon hinter uns haben.

Und weil ich zum einen gerne mit Zahlen spiele und zum anderen selbige gerne in Grafiken darstelle, wollte ich mir doch einmal visualisieren, wie einfach denn nun tatsächlich unsere Heimspiele im Vergleich zu den anderen Clubs der Liga waren.

Ein halbes Dutzend Formeln und Diagramme später kam ich mit dieser Darstellung heraus, die es meiner Ansicht nach ganz hübsch auf den Punkt bringt.

Heimspiele2018Auf der horizontalen Achse sind die Punktzahlen abgetragen, die die Heimgegner am Ende der Hinrunde gesammelt hatten. Wir stehen ganz links, unsere Heimgegner haben es in der Hinrunde im Schnitt auf 18 Punkte gebracht. Man sieht schnell, das ist deutlich unterhalb des Durchschnitts (23,3), wir hatten also tatsächlich die „einfachsten“ Heimspiele. Vergleichbar ist nur noch RB Leipzig, die ähnlich schwache Gegner hatten (19,1 Punkte).

Man könnte also schlussfolgern, dass es wohl keine Kunst war, zu Hause so erfolgreich zu spielen. Man kann natürlich auch schlussfolgern, dass alle diese Gegner mehr Punkte hätten, wenn sie gegen uns was gerissen hätten. Haben sie aber nicht. Oder man kann schlussfolgern, dass wir uns – Stand jetzt – auf außergewöhnlich „einfache“ Auswärtsspiele in der Rückrunde freuen dürfen. Das klingt doch vielversprechend.

Auf der vertikalen Achse sind die Durchschnittspunkte abgetragen, die alle Teams in ihren Heimspielen geholt haben. Wir stehen ganz oben mit der Maximalausbeute von 3 (in Worten: DREI) Punkten pro Heimspiel. Leipzig hat ebenfalls viel herausgeholt mit 2,6 Punkten pro Heimspiel. Bemerkenswert hier ist Dortmund im oberen rechten Quadranten. Ihre Gegner zu Hause waren überdurchschnittlich schwierig, dennoch haben sie mit 2,8 Punkten phänomenal abgeschnitten. Aber nun ja, um herauszufinden, dass Dortmund eine brilliante Hinrunde gespielt hat, braucht es keine Grafik.

Ein bisschen Sorgen bereitet mir der „Club“ in dieser Grafik. Sie hatten das drittleichteste Heimprogramm, mit Stuttgart, Hannover und Düsseldorf hatten sie schon drei direkte Gegner aus der Abstiegszone zu Gast. Daraus die drittschlechteste Punktausbeute zu holen, lässt nichts Gutes erwarten.

Ebenfalls bemerkenswert finde ich auch den VfL Wolfsburg, der das schwierigste Heimprogramm hatte. Die aktuellen Top 4 der Liga waren schon zu Gast. Daraus mit einer knapp durchschnittlichen Heimpunktzahl von 1,3 hervorzugehen, muss man auch erst mal schaffen.

Für die Auswärtsspiele ergibt sich eine leicht, aber nicht ganz spiegelbildliche Grafik, in der man sieht, dass Leipzig und wir uns ähnlich mittelmäßig gegen schwere Auswärtsgegner geschlagen haben, während der FCN das schwerste Programm hatte und entsprechend untergegangen ist. Die beste Bilanz hier hat der FC Bayern. Vermutlich weil er noch nicht auswärts gegen uns ran musste.

Auswärtsspiele2018Das Fazit? Ja, unsere Heimspiele waren leicht in der Hinrunde, aber unsere Bilanz bleibt überragend. Und am Ende der Saison werden wir gegen jedes Team einmal daheim und einmal auswärts gespielt haben. Der Spielplan wird nicht schuld sein, wenn es für Europa nicht reicht.

Plötzlich Prinzessin (Spieltag 17)

Plötzlich Prinzessin (Spieltag 17)

Ich hatte mir letzte Woche vorgenommen, das Spiel heute zu ignorieren, aber ach, man lässt mich nicht. Erster gegen Zweiten, Borussia gegen Borussia, Spitzenspiel, Freitagabend, keine Gegenveranstaltung, Free TV. Mehr Scheinwerfer geht nicht.

Ich merke aber, je mehr Spannung und Vorfreude sich aufbauen in der Twitter-Timeline, desto unruhiger werde ich. Ich fühle mich letzten Endes immer noch ein bisschen wie in einer Romantic Comedy, in der das Aschenputtel aus heiterem Himmel ins Rampenlicht gezerrt wird. Medien und neutrale Beobachter sprechen vom Spitzenspiel, erhoffen sich ein tolles Match und erwarten, dass wir den Dortmundern eine Show liefern. Derweil klappere ich mit den Zähnen, kaue Fingernägel und hoffe, dass wir nicht mit einer Niederlage im Wimbledon-Erstrunden-Format rausgehen.

Zwei Gründe sind vermutlich verantwortlich dafür, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass wir auf Augenhöhe mit dem BVB agieren werden:

Zum einen habe ich, da wir kein Pay-TV mehr haben, in dieser Saison noch kein einziges Spiel des BVB gesehen. Kurze Ausschnitte in der Sportschau, wenn ich dazu kam, waren alles und auch da war ich nicht besonders aufmerksam. Die Mannschaft ist also ein Phantom für mich, eine große Unbekannte, von der ich nur ihre Bilanz auf dem Papier und die ein oder andere schwärmerische Spielanalyse aus Zeitungen und Podcasts kenne. Eine gute Basis, um sie sich zum Angstgegner hochzureden.

Zum anderen traue ich eben auch bei uns dem Braten noch nicht so ganz. Wie zum Teufel sind wir da hingeraten, auf diesen zweiten Tabellenplatz? 33 Punkte nach 16 Spielen – das sind mehr als 2 pro Spiel, wie kommt es, dass ich mich dann an so viele Niederlagen und schlechte Spiele erinnere? Sind wir so gut? Hatten wir Glück? Waren wir souverän? Oder nur endlich mal verletzungsfrei(er)? Nun ja, Letzteres ist ja jetzt auch vorbei, ein Grund mehr, mich wieder dem Pessimismus hinzugeben, den ich diese Saison nicht aus den Knochen zu bekommen scheine.

Für die Weihnachtstage habe ich mir vorgenommen, wieder ein kleines Hinrundenfazit zu schreiben, diesmal in Form meiner persönlichen Highlights – Momente, in denen es mir in dieser Saison richtig gut ging. Ich glaube, das ist genau die richtige Medizin gegen diesen fußballerischen Winterblues.

Ob das heutige Spiel dann auch auf der Highlight-Liste auftauchen wird? Warten wir es ab.

 

Autsch! (Spieltag 15)

Der Fußballgott hat uns einen Punkt geschenkt und dafür zwei Verletzungsopfer gefordert. Das war es natürlich nicht wert, aber eine der Eigenschaften, die Götter kennzeichnen, ist eben, dass sie uns nicht fragen, was wir wollen.

Da stehen wir jetzt also, mit einer doch wieder beachtlichen Verletztenliste und müssen schauen, dass wir uns erstmal in die Winterpause retten. Mein eigenes leise formuliertes Ziel für die letzten drei Spiele waren vier Punkte. Einen davon haben wir – ich werde heute drei Kerzen anzünden, um das zu feiern. Die anderen drei müssen also am Dienstag her, denn auf einen Punkt in Dortmund setzt wohl keiner, der einen klaren Verstand und ein gutes Gedächtnis hat „Autsch! (Spieltag 15)“ weiterlesen

Eine Frage der Perspektive (Spieltag 14)

Eine Frage der Perspektive (Spieltag 14)

Ich schätze, für mich besteht der Unterschied zwischen dem Düsseldorf- und dem Stuttgart-Spiel wohl nur in meiner persönlichen Nutzungssituation. Gegen die Fortuna hatte ich – wörtlich wie bildlich zähneklappernd – auf der Tribüne gesessen und vor mich hingeknüttert angesichts des zähen Spiels und des schwer zu bespielenden Gegners. Das hängt einerseits damit zusammen, dass ich im Stadion noch einmal klarer erkenne, was alles nicht funktioniert, aber auch damit, dass ich mit dem Livebild vor Augen nervöser bin und mich mehr vor dem einen schnellen Konter, der einen gelungenen Standardsituation fürchte. Zuschauertyp „Schisser“. „Eine Frage der Perspektive (Spieltag 14)“ weiterlesen